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Nachgefragt: KI und Ethik

Künstliche Intelligenz ist längst kein Trend für Nerds mehr, sondern für Millionen von Menschen in aller Welt zum täglichen Begleiter im privaten und auch im beruflichen Umfeld geworden. Das gilt natürlich auch für die Versicherunsgwirtschaft. Am bekanntesten dürfte hierzulande ChatGPT sein. Aber mit dem Siegeszug der KI mehren sich auch skeptische Stimmen – vor allem, wenn es um KI, um Ethik und um Verantwortung geht. Wir haben dazu im Interview jemanden gefragt, der es genau wissen muss: Die KI von ChatGPT.

Redaktion: Hallo, ChatGPT, was sind deiner Meinung die größten ethischen Herausforderungen an die KI?

ChatGPT: Eine der größten ethischen Herausforderungen in der KI ist die Gefahr von Verzerrungen (Bias) und Diskriminierung. KI-Systeme lernen oft aus großen Datensätzen, die historische Vorurteile und Ungleichheiten enthalten können. Wenn diese nicht erkannt und korrigiert werden, können KI-Modelle diskriminierende Ergebnisse liefern.

Ein weiteres großes ethisches Problem ist die mangelnde Transparenz und Erklärbarkeit von KI-Entscheidungen. Viele KI-Modelle, insbesondere tief lernende Netzwerke, sind oft „Black Boxes“, deren innere Funktionsweise schwer verständlich ist. Dies kann problematisch sein, wenn es um Entscheidungen geht, die Menschen betreffen, wie z. B. medizinische Diagnosen oder Kreditentscheidungen.

Die Frage, wie viel Autonomie KI-Systeme erhalten sollten und wie die Kontrolle durch den Menschen sichergestellt werden kann, stellt eine weitere wesentliche ethische Herausforderung dar. In kritischen Bereichen wie militärischen Anwendungen, autonomem Fahren oder Gesundheitswesen müssen klare Grenzen gezogen werden, um sicherzustellen, dass Menschen die letztendliche Entscheidungsgewalt behalten.

Redaktion: Du sagst: Es ist entscheidend, dass diese Systeme nachvollziehbar sind – aber wie kann man das sicherstellen?

ChatGPT: Um sicherzustellen, dass KI-Systeme nachvollziehbar und transparent sind, können mehrere Ansätze und Techniken implementiert werden. Zum einen ist das Explainable AI, das bezieht sich auf Methoden und Techniken, die darauf abzielen, die Funktionsweise von KI-Modellen verständlich und transparent zu machen. Dies umfasst zum einen erklärbare Modelle wie Entscheidungsbäume oder lineare Modelle. Diese Modelle bieten klare, nachvollziehbare Pfade zu ihren Entscheidungen. Möglich sind auch nachträgliche Erklärungsansätze, um einzelne Vorhersagen zu erklären und die Bedeutung der Eingangsvariablen zu bewerten.

Zudem sollten Entwickler klar angeben, welche Daten verwendet werden, wie sie gesammelt wurden und ob sie mögliche Verzerrungen enthalten. Eine weitere Idee: Dritte können eingesetzt werden, um die Modelle auf Fairness, Transparenz und Genauigkeit zu überprüfen. Und nicht zuletzt sind visuelle Hilfsmittel und eine laiengerechte Sprache hilfreich, um KI-gestützte Entscheidungen nachvollziehbar zu machen.

Redaktion: Nachvollziehbarkeit hört sich super an, aber besteht bei KI nicht immer das Risiko, dass Menschen manipuliert werden?

ChatGPT: Ja, die Gefahr, dass Menschen durch KI manipuliert werden, ist eine reale und bedeutende ethische Herausforderung. KI-Algorithmen können dazu verwendet werden, gefälschte Nachrichten oder Desinformationen zu verbreiten. Durch die Fähigkeit, große Mengen an Texten zu generieren oder zu modifizieren, können KI-Systeme täuschend echte Nachrichtenartikel oder Social-Media-Beiträge erstellen, die dazu dienen, Meinungen zu manipulieren. Dies ist besonders problematisch, weil solche Inhalte oft schwer von echten Informationen zu unterscheiden sind, was zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führen kann.

KI kann auch emotionale Reaktionen ausnutzen, indem sie auf emotionale Zustände oder Schwächen von Menschen abzielt.

Systeme könnten etwa eine emotionale Analyse betreiben, Inhalte oder Werbung so gestalten, dass sie gezielt auf Ängste, Wünsche oder Unsicherheiten eingehen, um die Nutzer zu bestimmten Handlungen zu bewegen. Dies kann zu unethischen Geschäftspraktiken führen, bei denen Menschen dazu gebracht werden, Entscheidungen zu treffen, die sie unter normalen Umständen möglicherweise nicht getroffen hätten.

Und wenn Menschen stark auf KI-Systeme angewiesen sind, besteht die Gefahr, dass ihre Entscheidungsfreiheit eingeschränkt wird. KI-Systeme, die auf der Grundlage von früherem Verhalten oder Vorlieben Entscheidungen vorhersagen und vorschlagen, könnten dazu führen, dass Menschen weniger kritisch über ihre Entscheidungen nachdenken und stattdessen den vorgeschlagenen Empfehlungen folgen, was ihre Autonomie untergräbt.

Redaktion: Also sollte der Einsatz von KI dann nicht aus ethischen Gründen streng reguliert oder gar verboten werden?

ChatGPT: Die Frage, ob der Einsatz von KI streng reguliert oder sogar verboten werden sollte, ist komplex und vielschichtig. KI bietet enormes Potenzial für Fortschritte in verschiedenen Bereichen wie Medizin, Bildung, Klimaforschung und mehr. Sie kann helfen, Krankheiten früher zu diagnostizieren, den Zugang zu Bildung zu verbessern, und nachhaltigere Lösungen für globale Herausforderungen zu finden. Ein generelles Verbot von KI würde diese Chancen zunichtemachen und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteile, die KI bieten kann, stark einschränken.

Während ein vollständiges Verbot von KI nicht sinnvoll erscheint, ist eine strenge Regulierung notwendig, um die Risiken zu minimieren. KI sollte so reguliert werden, dass sie sicher, transparent und ethisch vertretbar eingesetzt wird. Dies könnte durch die Einführung von Standards, Ethikrichtlinien und gesetzlichen Rahmenbedingungen erfolgen, die den Einsatz von KI überwachen und steuern – dazu hatten wir ja oben bereits Ansätze.

Statt ein generelles Verbot auszusprechen, sollte die Ethik im Mittelpunkt der KI-Entwicklung stehen. Dies bedeutet, dass Entwickler und Unternehmen Verantwortung übernehmen müssen, um sicherzustellen, dass ihre KI-Systeme dem Wohl der Gesellschaft dienen. Ethikkommissionen, Bürgerbeteiligung und internationale Zusammenarbeit könnten dazu beitragen, ethische Standards zu setzen und durchzusetzen.

Hier weiter zu Teil 2 unseres Interviews mit der KI Chat GPT

Titelbild: © danang / stock.adobe.com

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