Über was spricht die Branche? Welche Trends sind aktuell, welche schon out? Wir fragen nach bei einem, der selbst gerne Trends setzt: Dem Versicherungsmakler mit Cap, Patrick Hamacher. Diesmal dreht sich alles rund um seine Zielgruppe: Freelancer.
Redaktion: Du versicherst Freelancer, Selbstständige und Online-Unternehmer. Eine Zielgruppe, die – zumindest theoretisch – von überall als arbeiten könnte. Nimmt Deine Zielgruppe dieses „Privileg“ wahr? Inwiefern häufen sich derartige Anfragen?
Patrick Hamacher: Die meisten meiner Mandantinnen und Mandanten sind tatsächlich ortsgebunden und arbeiten auch von ihrer „Homebase“ – wie man es in diesen Kreisen nennt. Also vom Büro oder von einem Coworkingspace aus. Allerdings ist es tatsächlich ein Privileg für meine Mandantschaft, dass sie örtlich ungebunden arbeiten könnte. Und genau dieses Können beziehungsweise die Option dazu zu habe, gibt ein Gefühl von Freiheit. Einige von ihnen planen aber schon längere Auslandsaufenthalte ein, von wo aus sie dann eine Zeitlang arbeiten.
Die Voraussetzung für eine deutsche Versicherung ist ja, dass das Gewerbe auch in Deutschland gemeldet ist. Diejenigen, die tatsächlich ihren Lebensmittelpunkt nach außerhalb der BRD verlegen, nehmen meist auch ihre Unternehmung mit in das neue Land. Hier gibt es dann für mich leider keine Möglichkeiten, mich um deren gewerbliche Versicherungen zu kümmern. Die Anfrage nach internationalen Krankenversicherungen nimmt jedoch zu.
Redaktion: Was sind gängige Fragen, die Du im Beratungsgespräch von Deinen Kunden zum Thema Auslandsaufenthalt hörst?
Patrick Hamacher: Das ist eindeutig das Thema der Krankenversicherung. Sie fragen nach den Optionen, die sich ihnen bieten, wenn sie für längere Zeit (temporär) im Ausland sind oder auch komplett auswandern wollen. Hier komme die Fragen, ob sie die gesetzliche Krankenkasse beibehalten können, ob sie sich in der Privaten Krankenversicherung versichern können oder ab eine „normale“ Auslandsreisekrankenversicherung ausreicht.
Die Thematik der Haftpflichtversicherung haben aber die wenigsten auf dem Schirm.
Redaktion: Wie verhält es sich mit dem Versicherungsschutz im Heimatland, während Deine Kunden auf Reisen sind? Was wird weiterhin gezahlt? Was wird überflüssig für die Zeit der Abwesenheit?
Patrick Hamacher: Diese Fragen in kompletter Gänze auszuführen, würde diesen Rahmen sprengen. Dann noch alle Eventualitäten und Sonderfälle mit einzubeziehen, würde gefühlt den Umfang einer Enzyklopädie haben.
Die Privathaftpflichtversicherung ist auf jeden Fall das geringste Problem. Diese ist bei den meisten Versicherern bis zu fünf Jahre im Ausland gültig. Also für Langzeitreisende (ohne eine Wohnsitzabmeldung aus Deutschland) bleibt der Schutz bestehen. Wobei auch hier genau geschaut werden muss, ob die fünf Jahre weltweit oder gegebenenfalls nur für die EU gelten.
Bei der Krankenversicherung beziehungsweise Krankenkasse wird es schon komplizierter. Besteht eine PKV, muss geklärt werden, bis zu wieviel Monaten diese den vollen Versicherungsschutz im Ausland gewährt. In Deutschland besteht dieser natürlich weiter.
Die GKV leistet in Deutschland ebenfalls wie gewohnt. Im europäischen Ausland (Stichwort: EHIC) nur zum Teil, in allen anderen Ländern überhaupt nicht. Darum ist für längere Reisen immer eine spezielle Langzeit-Auslandsreisekrankenversicherung zu empfehlen.
Viele verlegen ihren Lebensmittelpunkt bei langen Auslandsaufenthalten offiziell auch in der Reiseland, um sich für diese Zeit von der GKV zu befreien. In diesen Fällen leisten die meisten Langzeit-Auslandreisekrankenversicherung beim Besuch in der Heimat. Aber auch hier gibt es wieder die Fristen zu beachten.
Als Überflüssig würde ich übrigens keine Versicherung, die man mit vollem Bewusstsein gekauft und aus Überzeugung besitzt, bezeichnen. Auch nicht im Ausland.
Redaktion: Was trifft Deiner Erfahrung nach eher zu? Dass Kunden während einer Reise verstärkt Wert auf ausreichenden Versicherungsschutz legen, oder dass sie diese tendenziell vernachlässigen würden?
Patrick Hamacher: Die Priorität, sich um Versicherungen zu kümmern, liegt meist nicht sonderlich hoch. Wobei das auch kein Phänomen von Reisenden ist, sondern ein allgemeines.
Es kommt nicht selten vor, dass sich potentielle Kunden erst „kurz vor knapp“, also kurz vor Reiseantritt, bei mir melden.
Einige auch erst nach Antritt der Reise. Im ersten Fall findet man noch eine Lösung, im zweiten Fall wird das dann schon schwieriger. Die Frage nach dem Wert kann ich nicht objektiv beantworten und würde sagen, dass er nicht höher und auch nicht geringer ist. Zumal der Wert in meinen Augen eh viel zu häufig unterschätzt wird. Es ist halt „normal“, dass wir alle in Deutschland eine gute Gesundheitsversorgung haben. Und weil man diese Normalität gewohnt ist, findet sie wenig Beachtung.
Redaktion: Welche Versicherungen sind Deiner Meinung nach essentiell für ein entsprechendes Unterfangen? Welches Produkt haben viele als Geheimtipp vielleicht gar nicht auf dem Schirm?
Patrick Hamacher: Haftpflicht- und Krankenversicherung, Arbeitskraftabsicherung und Unfallversicherung. Ein Geheimtipp, der eigentlich überhaupt nicht geheim sein sollte, ist, dass man bei der Kranken- und auch Unfallversicherung darauf achtet, dass Assistance-Leistungen dabei sind. Gerade im Ausland können diese noch mehr Wert sein, als sie es nicht eh schon sind.
Redaktion: Warum würdest Du Dich selbst (nicht) gerne für mehrere Monate auf einen Work and Travel Trip begeben?
Patrick Hamacher: Mir geht es so, wie ich es in der ersten Antwort bereits erwähnt habe. Es gibt mir bereits ein gutes Gefühl, dass ich Reisen und dabei arbeiten könnte (Konjunktiv!). Zum Teil mache ich das ja auch, wenn ich auf Geschäftsreisen bin.
Ich habe jedoch gemerkt, dass mir mein Büro schon ganz gut gefällt und ich von dort aus am effektivsten arbeite. Wenn ich unterwegs bin, um die Welt zu entdecken, dann voller Fokus auf die Eindrücke und Erlebnisse. Eine BU in einer Hängematte am Strand von Bali liegend zu vermitteln, hätte aber schon was…
Titelbild: © Patrick Hamacher