Alter, Bewerbungsbild, Geschlecht, vielleicht sogar noch der Beruf der Eltern. Das sind schon längst keine Kriterien mehr in der Bewerbung junger Talente. Doch nicht nur deren Herangehensweise hat sich geändert. Ebenfalls ihre Ansprüche an Unternehmen. Entsprechend ist auch bei der Stellenausschreibung ein Umdenken gefragt.
Aus wem besteht die junge Zielgruppe?
Die „junge Zielgruppe“, der „Nachwuchs“ eines Unternehmens, befindet sich in der Regel in der Generation Z oder bereits in der Generation Y. Weltweit machen die beiden Zielgruppen einen Bevölkerungsanteil von 59,9 Prozent aus. Und auch in Deutschland ist die Generation Y der Generation X, dicht auf den Fersen. Sie belegt statistisch einen Anteil von fast 16 Prozent der Gesamtbevölkerung. Umso wichtiger also, sich mit ihnen zu befassen und die Denkweise zu ändern. Auch, wenn es manchmal schwer fällt oder abwegig scheint. Doch was wollen die Nachrücker? Damit beschäftigte sich die Berliner Sparkasse in einer Umfrage.
Das Ergebnis: Die Gen Y, auch Millennials genannt, möchte sich selbst verwirklichen, Karriere machen, erfolgreich sein. Die Gen Z geht es hingegen lieber entspannt an. Zwar wird die Vier-Tage-Woche heiß diskutiert und stößt nicht überall auf Anklang, allerdings hat die Argumentation ihre Daseinsberechtigung. Beruf und Freizeit sollen in Einklang stehen. Aufgewachsen in einer schnelllebigen Welt, sehnen sie sich nach Sicherheit und Struktur, während ihre direkte Vorgänger-Generation mit dem Notebook durch die Welt reist und jederzeit, von überall aus, arbeitet, Start-ups gründet und mit tendenziell unsicheren Arbeitsverhältnissen konfrontiert wird. Diese Kombination aus Ungewissheit und Leistungsdruck führt bei immer mehr Menschen dieser noch recht jungen Generation häufig zum Burn-Out.
Wie gewinnt man Gen Z und Y für sich?
Und damit wäre auch schon beschrieben, was die beiden Zielgruppen von ihrer Karriere erwarten. Sicherheit vs. Flexibilität. Was sie eint, ist der Wunsch nach Freude an der Arbeit. Wer das als Unternehmen bieten kann, muss die Botschaft nun aber auch entsprechend transportieren, um die Zielgruppe abzuholen. Vor allem die Gen Z ist sich mehr als bewusst, dass ihre Arbeitskraft gefragt ist, ein Arbeitnehmermarkt herrscht, auf dem sie von den Unternehmen umworben werden. Mobile Work, Gleitzeit und Homeoffice als Benefits anzugeben reicht längst nicht mehr, sie gelten als Selbstverständlichkeit und bieten keinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Es bedarf laut IHK München Active Sourcing, also der aktiven, zielgerichteten Ansprache der Fachkräfte. Bisher spielt das jedoch für die wenigsten Unternehmen eine Rolle. Lediglich 38 Prozent setzen sich mit den neuen Anforderungen entsprechend auseinander. Dabei lohnt es sich statistisch. Ein Drittel der direkt angesprochenen Bewerber bewarb sich auf Stellen, die sie sonst nicht in Betracht gezogen hätten.
Stellenausschreibung: Mittel und Wege
Zwar muss sich jedes Unternehmen, das Nachwuchstalente für sich begeistern möchte, auch mit Plattformen auseinandersetzen, auf denen sie sich befinden, dennoch bedeutet das nicht, plötzlich sämtliche Kanäle bedienen zu müssen. Die grundlegende Frage lautet: Was passt zu unserem Unternehmen? Und auch, wenn die Generation Y die letzte ist, die nicht selbstverständlich mit einem Smartphone aufgewachsen ist, sucht sie potentielle Stellenausschreibungen in der Regel zwar nicht in der Zeitung, eine Kombination aus analogen und digitalen Stellenausschreibungen kann jedoch durchaus sinnvoll sein. Was jedoch erwartet wird: schnelle, digitale Prozesse im Bewerbungsverfahren. Wer eine analoge Anzeige schaltet, sollte dem Bewerber dennoch die Möglichkeit einer digitalen Antwort geben. Bewerbung per Post? Gibt es nicht mehr. Stattdessen bieten folgende Recruiting-Kanäle Potential:
Social Media: Rund 90 Prozent der Generation Y und Z nutzen aktiv Facebook, Instagram, TikTok und Co. Wer dort unternehmerische Präsenz zeigt, hat größere Chancen.
Auf Karriereplattformen wie LinkedIn erreichen Unternehmen theoretisch 18 Millionen Nutzer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein gepflegtes Unternehmensprofil, sowie das aktive Vernetzen mit passenden Bewerbern kann sich auszahlen.
Ebenfalls neu auf dem Markt: Matchmaking zwischen Bewerbern und Unternehmen. Eine bewährte Strategie aus dem Online-Dating hat es auch in das berufliche Umfeld geschafft. Wie in einem Kartendeck wischen Unternehmen wie auch Bewerber die einzelnen Profile der Gegenseite durch und „liken“ die passenden Angebote. Anbieter hierfür sind beispielsweise Truffls oder Jobbringer. Eine effiziente Suche, unterstützt durch künstliche Intelligenz.
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